Es gibt Tage, da öffnest du dein Trading-Setup, klickst dich durch Charts, liest zehn Tweets, siehst 100 Kursbewegungen – und hast trotzdem keine Ahnung, was du handeln sollst. Willkommen im Chaos-Trading.
Ich war da auch. Oft.

Und genau deshalb hab ich mir eine feste Routine gebaut: Meine persönliche Watchlist. Kein Hexenwerk, aber ein echter Gamechanger. Heute zeig ich dir, wie ich sie vorbereite, aufbaue und auch wirklich nutze – ganz ohne Scanner-Fetisch und Overload.


Warum du überhaupt eine Watchlist brauchst (ja, wirklich)

Stell dir vor, du willst fischen gehen – aber du weißt nicht, in welchem See, auf welchen Fisch und mit welcher Angel. So fühlen sich viele Trader jeden Morgen.
Die Watchlist ist für mich wie ein Menü im Restaurant: Ich will vorher wissen, was auf der Karte steht – und nicht erst entscheiden, wenn der Kellner ungeduldig wartet. Trading ohne Plan ist wie Roulette. Und ich hasse Roulette.


Schritt 1: Marktüberblick holen (20 Minuten max)

Ich fange meistens abends gegen 20:30 Uhr an oder morgens um 8:00 Uhr – je nachdem, was ansteht.

Ich checke zuerst:

  • Finviz Heatmap – Wer war heute stark, wer schwach?
  • Wirtschaftskalender auf investing.com – Kommt morgen irgendwas Wichtiges?
  • News bei TradingView & X (Twitter) – Gab’s Earnings, Skandale, Upgrades?

Ziel: Ich will 3–5 Aktien finden, die morgen in Bewegung kommen könnten.

Heute zum Beispiel:
Tesla wegen SEC-Verfahren
Airbus mit überraschend guten Zahlen
Deutsche Bank wegen Zinsentscheid der EZB


Schritt 2: Technische Analyse (Chartarbeit ohne Hokuspokus)

Wenn ich meine 3–5 Kandidaten habe, geht’s an die Charts. Ich nutze TradingView – dort habe ich mir ein eigenes Template mit Zonen, Volumenprofil und gleitenden Durchschnitten gebastelt.

Ich schaue mir immer an:

  • Wo sind die wichtigen Hoch- und Tiefpunkte der letzten 2–3 Tage?
  • Gibt’s ein Gap, das der Markt schließen könnte?
  • Liegt der Kurs in einer Seitwärtsrange oder in einem klaren Trend?

Ich markiere mir dann manuell:

  • Breakout-Level (z. B. „ab 87,20 € wird’s spannend“)
  • Zielzonen (Take-Profit-Areas)
  • Invalidierungszonen (wo ich rausfliege)

Ich arbeite ganz simpel – keine 12 Indikatoren, kein Magisches-Dreieck-Zeugs. Nur Preis, Volumen, Struktur.


Schritt 3: Ordervorbereitung (ja, auch bei kleinen Trades)

Ich notiere mir vorab, was ich wann wie handeln will.

Beispiel aus meinem Journal (letzte Woche):
🟢 Airbus Long ab 141,80 € bei Breakout mit Volumen
🔴 Stop bei 140,90 €
🎯 Ziel bei 143,50 €

Ich setze die Order aber nicht blind vorab – sondern warte auf die Live-Bestätigung. Das hier ist ein Plan, keine Garantie.


Bonus: So organisiere ich meine Watchlist

Ich nutze ein simples Google Sheet – kein fancy Tool.

Spalten:

  • Ticker
  • Setup (Breakout / Pullback / Range)
  • Trigger-Level
  • News/Grund
  • Kommentar (Gefühl, Risiko, Wichtiges)

Ich färbe grün, gelb, rot – je nachdem, wie stark ich das Setup einschätze.
Und ich hab eine Extra-Spalte: „Trade gelaufen?“ – damit ich nachträglich reflektieren kann, ob meine Einschätzung richtig war. Das bringt mir extrem viel beim Lernen.


Was ich meide wie die Pest

  • 20 Aktien gleichzeitig beobachten
  • Blinde Übernahme von Twitter-„Tipps“
  • Unklare Setups („Könnte steigen, aber auch fallen…“)
  • Trade ohne Plan (hab ich früher oft gemacht, tut weh)

Fazit: Die Watchlist ist mein Kompass

Seit ich mir diese Routine angeeignet hab, hat sich mein Trading komplett verändert. Ich fühle mich sicherer, gezielter, weniger gestresst. Ich trade weniger – aber besser.

Und das Beste: Ich hab am Vorabend schon das Gefühl, vorbereitet zu sein. Und das ist im Trading einfach Gold wert.


Wenn du willst, stelle ich dir gerne mal meine Google-Sheet-Vorlage zur Verfügung – einfach melden. Oder ich bau dir im nächsten Artikel eine Beispiel-Watchlist live für den kommenden Handelstag (inkl. Setup und Entry-Ideen).


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