Die Aktienmärkte weltweit reagierten in dieser Woche mit einer beeindruckenden Erholungsrally auf die überraschende Ankündigung von US-Präsident Trump, die geplanten reziproken Zölle für 90 Tage auszusetzen. Es war ein seltenes Moment der Entspannung in einem ansonsten von Unsicherheit und hoher Volatilität geprägten Marktumfeld.
Doch wie so oft an den Märkten: Nach der ersten Euphorie folgt die ernüchternde Einordnung der Realität.
Erleichterung – Aber keine Lösung
Denn bei aller Freude über die Ankündigung bleibt festzuhalten: Geändert hat sich zunächst wenig – und entscheidende Belastungsfaktoren bleiben bestehen.
Die Aussetzung betrifft lediglich einen Teil der geplanten Strafzölle. Bestehende Basiszölle, Sektorenzölle, Autozölle, Stahl- und Aluminiumabgaben sowie die massiven 145% China-Zölle bleiben weiterhin in Kraft. Zudem kursieren bereits Pläne für zusätzliche Zölle im Pharmasektor.
Die Märkte reagierten vor allem auf das, was möglich erscheint: Entspannung, Verhandlungen, vielleicht sogar ein schrittweiser Abbau der Zölle. Doch bisher gibt es dafür keine belastbaren Hinweise aus dem Weißen Haus.
Bewertungen treffen auf Realität
Erschwerend für die Aktienmärkte kommt hinzu: Bereits vor der Eskalation des Handelskonflikts galten viele Aktienbewertungen – insbesondere in den USA – als ambitioniert.
Nun beginnt mit der Berichtssaison eine neue Phase: Nicht die Zahlen aus dem vergangenen Quartal werden im Fokus stehen, sondern vor allem der Ausblick der Unternehmen auf die kommenden Monate.
Steigende Kosten, gestörte Lieferketten und unsichere Nachfrage könnten den Druck auf Margen und Gewinne spürbar erhöhen.
Hoffnung ist keine Strategie
Der Markt bewegt sich derzeit in einem fragilen Gleichgewicht: Hoffnung auf Verhandlungen steht gegen handfeste Unsicherheiten.
Solche Rallys – getragen von politischen Schlagzeilen ohne klare Fundamentaldaten – sind historisch betrachtet selten nachhaltig. Ohne konkrete Fortschritte im Handelskonflikt oder überzeugende Unternehmensausblicke bleibt die Gefahr weiterer Rücksetzer hoch.
Der Blick nach vorn
Am Freitag richten sich die Blicke auf die Veröffentlichung des US-Verbrauchervertrauens (Uni Michigan). Vor allem die Inflationserwartungen der Konsumenten könnten ein neuer Belastungsfaktor werden.
Entscheidend bleibt aber vor allem eines: Trumps nächste Schritte.
Die 90-tägige Zollpause hat die Märkte kurzfristig entlastet. Ob daraus jedoch eine echte Entspannung oder nur eine kurze Atempause wird, muss sich erst noch zeigen.