Wenn du nicht weißt, warum du gewinnst oder verlierst, wirst du langfristig keine Chance haben. So einfach ist das.
Ich hab’s selbst erlebt: Früher hab ich wild getradet, gedacht „wird schon klappen“, und dann nach 20 Trades nicht mehr gewusst, was funktioniert und was nicht. Seit ich mein Trading-Journal in Google Sheets führe, hat sich das komplett geändert.
Heute zeig ich dir, wie mein Journal aufgebaut ist, was ich eintrage – und warum es so viel mehr bringt als jeder teure Tradingkurs.
Warum du ein Trading-Journal brauchst (auch als Einsteiger)
Trading ist kein Glücksspiel – auch wenn es sich manchmal so anfühlt.
Ein Journal zwingt dich dazu, reflektiert und strukturiert zu handeln.
Du erkennst:
- Welche Setups bei dir wirklich funktionieren
- Welche Uhrzeiten für dich am besten laufen
- Ob du deine Regeln einhältst
- Wie sich dein Chance-Risiko-Verhältnis (CRV) entwickelt
Und: Du siehst, wann du emotional wirst – und das ist fast noch wichtiger als Zahlen.
Der Aufbau meines Google Sheets Trading-Journals
Ich hab das Ganze bewusst einfach gehalten. Keine Makros, keine Farbenparty. Nur das, was zählt.
Hauptspalten in meiner Tabelle:
| Datum | Asset | Setup | Entry | Stop | TP | Exit | Ergebnis (€) | CRV | Screenshot | Bemerkung |
Erklärung:
- Datum: Wann der Trade stattfand
- Asset: Aktie, Index, etc.
- Setup: z. B. „Breakout“, „Pullback“, „VWAP-Reversal“
- Entry / Stop / TP / Exit: Handelsdetails
- Ergebnis (€): Brutto-Gewinn oder -Verlust
- CRV: Verhältnis Ziel zu Risiko (z. B. 1,5)
- Screenshot: Link zum Screenshot (optional)
- Bemerkung: Alles, was mir auffällt: Nervosität, Planabweichung, News etc.
Wie ich das Journal benutze
Nach jedem Trade (sofort!):
Ich trage alles direkt ein – nicht erst abends oder am Wochenende. Warum? Weil ich sonst vergesse, wie ich mich gefühlt habe. Und das ist ein entscheidender Faktor.
Wöchentlich:
Ich mache eine kleine Auswertung:
- Wie viele Trades?
- Wie viele davon nach Plan?
- Trefferquote?
- Durchschnittlicher Gewinn / Verlust?
- Welches Setup performt am besten?
Ich trage das in eine zweite Tabelle mit Pivot-Analyse ein – ganz simpel mit Summen, Mittelwerten und einer farblichen Heatmap.
Was ich dadurch gelernt habe
- Ich handle Breakouts am Nachmittag deutlich besser als morgens
- Meine schlechtesten Trades entstehen nach einem Gewinn (Overconfidence!)
- Setups mit CRV unter 1:1,2 lohnen sich für mich nicht – selbst wenn die Trefferquote höher ist
- Ich breche Regeln zu 80 % nach schlechten Nächten oder stressigen Tagen (ja, kein Scherz)
Solche Erkenntnisse bekommst du nur, wenn du dokumentierst. Und sie verändern dein Verhalten nachhaltig.
Tools, die ich zusätzlich nutze
- TradingView für Screenshots (mit Pfeilen, Markierungen)
- Dropbox oder Google Drive zum Speichern der Screens
- Handy-Kamera für schnelle Notizen ins Journal
- Optional: OpenOffice, wenn du kein Google-Konto willst
Ich hab sogar mal mein Journal ausgedruckt – alte Schule, aber fühlt sich sehr greifbar an.
Mein Extra-Tipp: Mach’s nicht zu kompliziert
Viele Trader bauen sich riesige Excel-Monster mit 30 Spalten, 8 Sheets und Formeln aus der Hölle. Und nach zwei Wochen sind sie frustriert, weil’s zu viel ist.
Halte es einfach. Wirklich. Dein Journal ist kein Abschlussbericht für die SEC – es ist dein persönlicher Spiegel.
Wer nicht misst, wird nie besser
Mein Trading-Journal hat mir mehr gebracht als jedes Buch, jedes Video und jede Strategie. Es zwingt mich zur Ehrlichkeit, zur Disziplin – und es zeigt mir, was ich wirklich kann.
Du musst kein Excel-Profi sein. Fang einfach an.
Mit 5 Spalten. Mit 3 Trades. Und dann entwickel es weiter.
Wenn du willst, kann ich dir im nächsten Beitrag gerne ein kostenloses Template bereitstellen – inklusive farblicher Auswertung, CRV-Analyse und Wochenübersicht.
Oder soll ich im nächsten Artikel mal meine häufigsten psychologischen Fehler beim Traden besprechen? Zum Beispiel: Revenge-Trading, Angst vorm Verpassen, Overconfidence nach Gewinnen?