Erst Rally, dann der Crash!
Ich melde mich nach 3 Wochen aus meiner Sommerpause zurück. Im letzten Wochenausblick vor meinem Urlaub (“Marktzyklus: Erst Rally, dann Crash!”) hatte ich die These aufgestellt, dass eine echte Bärenmarktrally überfällig ist und im saisonal starken Juli aufgegriffen werden kann. Das Ende der Rally könnte pünktlich zum Ende meiner Sommerpause daherkommen.
So weit, so gut… Die Aktienmärkte konnten eine massive Rally starten, der Nasdaq gar über 20% zulegen. Die Bullen wittern wieder Morgenluft, die große Umkehr und das Ende des Bärenmarktes. Aber Vorsicht! Wir haben einen Boden gesehen, aber vermutlich noch nicht den Boden!
Déjà-vu – Die falschen Hoffnungen?
Analog zur letzten Bärenmarktrally im März wurde die neue Rally erneut durch Hoffnungen auf ein baldiges Einlenken der Notenbanken ausgelöst und anschließend durch einen Short-Squeeze im viel zu negativen Marktumfeld unterfüttert. Die Annahme, dass eine bald einsetzende Rezession die Notenbanken bereits im Q1 2023 die Geldpolitik wieder umkehren lässt (Zinssenkungen und QE), dürfte sich weiterhin als zu früh erweisen. Die Inflation kam bisher nicht spürbar und vor allem nicht über einen längeren Zeitraum zurück, der Arbeitsmarkt (Mandat Nummer zwei der Fed) erweist sich weiter als heiß. Selbst die Aussagen der größten Tauben (“Fans” der lockeren Geldpolitik) im Fed-Rat untermauern keineswegs diese Hoffnungen. Fed-Mitglied Kashkari sieht eine andauernde Inflation, die auch im Jahr 2023 noch Zinserhöhungen erfordert. Das Gap der Hoffnung zur Realität dürfte ähnlich wie zur ersten Bärenmarktrally erneut unter eine ernste Probe gestellt werden.
Inflationsdaten im Blick
In der kommenden Handelswoche werden neue Inflationsdaten aus China und den USA erwartet. Die Hoffnungen der Bullen müssen dort eine klare Bestätigung erfahren. Ein Rückgang der Inflation gilt hierbei als ausgemachte Sache, da vor allem die Rohstoffe in den letzten Wochen spürbar nachgegeben haben. Doch wie stark fällt dieser Rückgang aus? Oder gibt es vielleicht Zweitrundeneffekte und eine weiterhin stabile Kerninflation? Der Mittwoch wird der wichtigste Tag der Handelswoche.
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Wichtige Wochentermine:
- Montag:
- Eurozone sentix-Konjunkturindex August
- Dienstag:
- 14:30 Uhr USA Lohnstückkosten Q2
- Mittwoch:
- 03:30 Uhr China Verbraucherpreise Juli
- 03:30 Uhr China Erzeugerpreise Juli
- 08:00 Uhr BRD Verbraucherpreise Juli (endgültig)
- 14:30 Uhr USA Verbraucherpreise Juli
- Donnerstag:
- 14:30 Uhr USA Erzeugerpreise Juli
- Freitag:
- 11:00 Uhr Eurozone Industrieproduktion Juni
- 16:00 Uhr USA Uni-Michigan Verbrauchervertrauen August
Blicken wir auf einige interessante Chartbilder:
Wir beginnen die Chartreihe mit einem Performancevergleich zwischen Nasdaq100 (blau), S&P500 (gelb), Dow Jones (lila) und DAX seit Jahresbeginn. Vor allem Wachstumstitel Nasdaq100 (-19,07%) sind besonders stark unter Druck geraten. DAX (-14,55%), S&P500 (-13,03%) und Dow Jones (-9,73%) folgen mit etwas Abstand.
Im großen Vergleich seit Anfang der 1990-er Jahre ist die Divergenz zwischen Growth & Value weiterhin auf einem Rekordhoch. Das Umschichten seit Jahresauftakt fällt bisher nur minimal ins Gewicht. Nur ein anhaltender radikaler Umschwung der Geldpolitik könnte diese enorme Divergenz wohl wieder deutlich verringern.
Direkt zu Beginn der Blick zur Saisonalität. Eine der bekanntesten Börsenweisheiten lautet “Sell in May and go away, but remember to come back in September.“. Der nachfolgende Chart, wo der genannte Zeitraum für die letzten 15 Jahre markiert wurde, stellt dar, dass diese Weisheit durchaus ihre Daseinsberechtigung hat. Sehr häufig gab es zwischen Mai und September den stärksten Rücksetzer des Gesamtjahres; selbst innerhalb der Rekordhausse. Eine große Ausnahme stellte das Pandemiejahr 2020 dar, als der DAX innerhalb der schwachen Saisonalität stark zulegen konnte. Auch diesmal wurde die alte Börsenweisheit mit knapp -15% aufgegriffen..
Ein kurzer Blick in den US-Markt (Komplette Updates für den US-Markt gibt es auf Trading-Portal.NET – Premium) ins übergeordnete Bild. Der S&P500 konnte nach dem schwächsten Quartal seit 1963 im Juli eine starke Bärenmarktrally einleiten. Die mehrfach angesprochene iSKS-Formation hätte die Nackenlinie nun ausgebildet. Ein Rücklauf zur gebrochenen Trendlinie und dem GD50 (3.940 steigend) knapp unterhalb der 4k, um die rechte Schulter auszubilden, könnte nun unmittelbar bevorstehen. Oberhalb der 4.200 kann die Rally hingegen bis zum sma200 bei 4.330 fortgesetzt werden. Unterhalb des GD50 muss die 3.800 halten, andernfalls droht der Weg zum Jahrestief.
Der Blick zum Dow Jones, wo der Index als “Outperformer” im Jahrestief das alte Vor-Coronahoch testen und anschließend eine Gegenbewegung einleiten konnte. Wichtige Supportzone. Oberhalb der 100-Tagelinien wäre der ema200 bei 33.150 und das 50-er Retracement bei 33.300 das nächste Ziel. Darüber Aufhellung zum sma200. Unterhalb der 32.450 würde die 31.750 in den Fokus rücken. In der zweiten Grafik ist das übergeordnete Bild im Dow Jones Quartalschart zu erkennen.
Der Nasdaq100 als diesjähriger Underperformer nach den heftigen Abkäufen mit einer 20%-Rally bis fast an den ema200. Oberhalb der 13.550 würde der sma200 bei 14.100 in den Fokus rücken. Unterhalb der 12.900 die 12.500 und nachfolgend 12.160. Das Stagflations- und geldpolitische Szenario bleibt ein schwieriges Umfeld für “Growth”.
Nachfolgend auch die übergeordneten Bilder im Monatschart (1 Kerze = 1 Monat) und Jahreschart (1 Kerze = 1 Jahr).
Der weitere Blick zum DAX Quartalschart (jede Kerze stellt ein Quartal dar) seit 1990. Der starke Kursanstieg während der Corona-Pandemie (Notenbankliquidität) wurde momentan bis zum mittleren Bollinger konsolidiert. Markiert sind auch die beiden großen Bärenmärkte (Dotcom-Bubble, Finanzkrise). Sehr auffällig ist hierbei der Faktor Zeit. Die vorangegangenen Rezessionen beschäftigten den Aktienmarkt viele Jahre, bis das Vorkrisenniveau wieder erreicht werden konnte.
Im großen Quartalschart bestand seit 4 Quartalen die Seitwärtsrange von 14.8/15k zur 16k. Darunter drohte zügig Abwärtsdruck, welcher mit dem Ukrainekrieg direkt aufgegriffen wurde. Folgende Cluster sind nun im Quartalschart zu nennen:
- 16k > 15.6 > 15.165 > 15k/14.8 > 14.4 > 14k > 13.3 > 13k > 12.4/12.2 > 11.5 > 11k
Den gleichen Zeitraum auch nochmal als Tageschart, wo die 22-jährige Keilformation während der Pandemie erst auf der Unterseite und nun auf der Oberseite verletzt wurde. Der Ukrainekrieg sorgte für ein bärisches Fehlausbruchszenario. Unterhalb der 15.1 bleibt die Keilformation somit aktiv. Die Unterkante verläuft momentan bei 10.8, welche bei Bruch durch die 12.4 in den Fokus rückt.
Zum Abschluss noch die neuen Pivot-Punkte für die nächste Woche und den Monat August.
Ergänzend auch noch die Pivot-Punkte für das Gesamtjahr 2022.
Nachfolgend der DAX vom großen ins kleine Bild analysiert:
Xetra-DAX Monatschart.
Der Blick zum DAX Monatschart, wo der DAX nach dem schwächsten Juni seiner Geschichte ein neues Jahrestief erreicht und mit einer starken Rally im Juli verteidigt hat. Die 13.130/.150 (Monats-PP, GD50) stellen einen ersten wichtigen Support. Oberhalb wäre die Spanne zur 13.800 weiter aktiv. Anschließend die 14.030 und bei Bruch die Aufhellung zur 14.400 und 14.700. Unterhalb der 13k sei hingegen die 12.745/.600 zu nennen. Gefolgt von der 12.400 und dem Kombisupport an der 12.180.
Xetra-DAX Wochenchart.
Der Blick zum Wochenchart, wo der DAX seit den Tiefstständen um 11% zulegen konnte und in der vergangenen Woche das mittlere Bollingerband erreichte. Eine gute Zielzone für das Ende der Bärenmarktrally. Der ema200 bei 13.540 stellt einen ersten relevanten Bereich.
Oberhalb können die Bullen einen Cluster zur 13.680 anstreben. Darüber die 13.800 und .870. Bei Bruch wäre die harte Widerstandszone an der 14.030 zu nennen, gefolgt von der .110/.180.
Unterhalb steht hingegen die Spanne über die 13.470 zur .340. Darunter der sma200 mit dem Retracement bei 13.220. Bei Bruch 13.130 und 13k. Anschließend erste bedenkliche Eintrübung zur 12.880.
Xetra-DAX Tageschart:
Der Blick zum kurzfristigen Chartbild, um die untergeordneten Marken besser zu erkennen.
Kurzum für den Tageschart:
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