Jeder Trader erinnert sich an seinen ersten selbstgebauten Plan. An das erste Setup, bei dem man dachte: „Jetzt hab ich’s.“ Und dann… na ja, ging’s erstmal nicht so wie gehofft. Aber genau das war der Punkt, an dem ich vom reinen „Hoffnungs-Trading“ zu einem echten System überging.
Heute nehme ich dich mit auf diese Reise. Voller Fehler, voller Learnings – und mit einem Happy End.


🧠 Die Ausgangslage: Planlos und reaktiv

Ich hatte zu Beginn meines Tradings Dutzende Strategien im Kopf. Ich habe:

  • auf Twitter gelesen
  • YouTube-Videos angeschaut
  • Indikatoren übereinandergelegt
  • mich komplett verzettelt

Das Ergebnis: Ich hatte keinen eigenen Plan. Ich habe reaktiv gehandelt – nie nach System. Bis ich mir eine Challenge gesetzt habe:

👉 Baue ein einziges Setup. Nur eins. Und trade es 4 Wochen.


🔍 Das Setup: „Pullback zum EMA 20 nach Impuls“

Die Idee

Ich habe oft gesehen, dass starke Trends nach einem kurzen Rücklauf zum EMA 20 im 5-Minuten-Chart neue Schübe nach oben bringen. Ich wollte genau diesen Moment handeln.

Die Regeln

KriteriumBeschreibung
MarktphaseTrendtage mit hohem Volumen (DAX oder Nasdaq)
Zeitrahmen5-Minuten-Chart
BedingungenStarker Aufwärtstrend, Pullback zum EMA 20
EntryEinstieg bei erster bullisher Kerze am EMA 20
Stop-LossUnter Tief des Pullbacks
Ziel2x Risiko oder erstes Ziel bei vorigem Hoch

Ich nannte es: „Trendkiss“ – der Kurs küsst den EMA 20 und zieht dann weiter.


❌ Was alles schiefging (und was ich daraus gelernt hab)

Fehler 1: Ich hab Trends erfunden, wo keine waren

Ich wollte mein Setup handeln – koste es, was es wolle. Also hab ich es erzwingen wollen. Ich hab Pullbacks gesehen, wo es gar keine Struktur gab. Ergebnis: Verluste.

Lektion:
Ein Setup braucht nicht nur Regeln – sondern auch einen Filter. Ich habe dann ergänzt: „Nur, wenn Kurs > Vortageshoch und VWAP.“


Fehler 2: Ich bin ohne Stop eingestiegen (weil’s ja ein „sicherer“ Pullback war)

Das war dumm. Ich hab das CRV weggeschmissen, weil ich dachte, der Trend ist so stark, der wird schon laufen. Denkste.

Lektion:
Kein Entry ohne Stop-Loss. Niemals.


Fehler 3: Ich hab das Setup gewechselt, sobald’s mal nicht lief

Nach zwei Verlusten dachte ich: Mist, das Setup funktioniert nicht. Ich hab’s ignoriert – nur um 2 Tage später den perfekten Pullback zu verpassen.

Lektion:
Bleib beim Setup. Mindestens 10 saubere Versuche, bevor du urteilst.


✅ Der erste funktionierende Trade

Es war eine Lufthansa-Aktie im Nachmittagslauf.

  • Klarer Aufwärtstrend
  • Rücklauf zum EMA 20 nach bullischem Impuls
  • Einstieg bei 10,42 €
  • Stop bei 10,30 €
  • Ziel bei 10,68 €

Der Kurs zog genau dorthin. +26 Cent Gewinn. Nur 26 Euro bei kleiner Positionsgröße – aber das war mein Aha-Moment.

Nicht das Geld war entscheidend. Sondern, dass der Plan funktioniert hat. Nach Regeln. Ohne Bauchgefühl.


📈 Was daraus wurde

Ich habe das Setup 2 Monate lang weiter gehandelt, verfeinert:

  • Ich hab RSI < 40 für Shorts und > 60 für Longs eingebaut
  • Ich hab nur Trend-Aktien mit hohem Volumen genommen
  • Ich hab das Setup am Ende mit VWAP kombiniert

Es wurde nicht „mein einziges Setup“ – aber mein Fundament. Und ich bin heute noch stolz darauf.


Dein erstes eigenes Setup ist kein Meisterwerk – aber ein Meilenstein

Vielleicht läuft es anfangs nicht perfekt. Vielleicht wird es nie „das eine Setup“ sein. Aber: Es wird deins.
Du wirst dabei lernen, denken, beobachten, nachjustieren. Und genau das ist es, was dich vom Gelegenheits-Trader zum strukturierten Marktteilnehmer macht.

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