Viele Trader handeln Kerzen, Linien oder Indikatoren – ich beobachte Verhalten.
Denn Märkte bewegen sich nicht wegen Linien, sondern wegen Liquidität.
Liquidität ist die Energie, die alles antreibt. Und wer versteht, wo sie sitzt, versteht den Markt.
1️⃣ Marktstruktur – das Skelett des Preises
Bevor ich irgendetwas analysiere, will ich wissen, in welcher Struktur sich der Markt befindet.
Ist es ein Trend, eine Range oder ein Übergang?
- Higher Highs & Higher Lows → klarer Aufwärtstrend
- Lower Highs & Lower Lows → Abwärtstrend
- Seitwärtsstruktur mit gebrochenen Hochs und Tiefs → Akkumulation oder Distribution
Ich sehe Struktur wie die „DNA“ des Charts.
Sie verrät mir, wer aktuell dominiert – Käufer oder Verkäufer – und wo die schwächsten Punkte liegen.
2️⃣ Liquidity Zones – die Beute der großen Player 🦈
Das ist einer der am meisten missverstandenen Punkte im Trading:
Große Marktteilnehmer brauchen Liquidität, um zu handeln.
Sie können nicht einfach „kaufen“, wenn niemand verkauft.
Also holen sie sich Liquidität – und zwar genau dort, wo Retail-Trader ihre Stopps verstecken.
Typische Liquiditätszonen:
- Über klaren Hochs (Buy Stops)
- Unter klaren Tiefs (Sell Stops)
- Rund um psychologische Marken (z. B. 16.000 im DAX oder 1.1000 im EUR/USD)
Der Trick:
Der Markt „holt“ sich erst diese Stops – und dreht dann.
Ich will also nicht dort traden, wo alle einsteigen, sondern dort, wo sie ausgestoppt werden.
3️⃣ Orderflow – der Blick unter die Motorhaube
Wenn Marktstruktur das Skelett ist, ist Orderflow der Puls.
Ich analysiere ihn, um zu sehen, wo das echte Interesse liegt.
Im Future-Markt z. B. über:
- Footprint-Charts (zeigt Bid/Ask-Verhältnis)
- Delta-Indikatoren (zeigt Kauf- vs. Verkaufsdruck)
- Cumulative Volume Delta (CVD) – mein Favorit
Wenn der Kurs steigt, aber das Volumen fällt, ist das kein echter Kaufdruck – sondern Schwäche.
Wenn das Volumen steigt, aber der Preis stagniert, bauen sich Positionen auf – da passiert etwas.
4️⃣ Wie ich alle drei Ebenen kombiniere
Mein Prozess:
- Marktstruktur identifizieren → wo befinden wir uns im übergeordneten Kontext?
- Liquidity Zones markieren → wo wird der Markt wahrscheinlich „fischen“ gehen?
- Orderflow beobachten → zeigen sich dort tatsächlich große Transaktionen oder Anomalien?
Wenn alle drei Ebenen zusammenpassen – dann habe ich ein Setup.
Beispiel
Der Nasdaq bildet über mehrere Tage höhere Hochs, aber das Volumen nimmt ab.
CVD zeigt fallende Werte → Divergenz.
Darunter liegt eine offensichtliche Liquiditätszone – die Stopps der letzten Käufer.
Ich warte.
Der Markt holt diese Zone ab – starker Spike nach unten.
Im Orderflow sehe ich aggressive Käufe bei fallendem Preis → Absorption.
Ich steige Long ein, Stop knapp unter dem Wick.
Der Markt dreht.
Kein Zufall, keine Magie – reine Marktmechanik.
Der Markt ist kein Rätsel – er ist ein Muster
Struktur, Liquidität, Orderflow – das sind keine Zauberwörter, sondern die drei Schichten des echten Preisverhaltens.
Wenn du sie verstehst, siehst du, warum der Markt etwas tut – nicht nur, dass er es tut.
Und genau da trennt sich die Linie zwischen „Chartmaler“ und Trader.