Ich habe am Anfang alles ausprobiert: Moving-Average-Crossover, Fibonacci-Magie, YouTube-Strategien mit „100 % Trefferquote“. Und was soll ich sagen? Vieles davon hat in der Theorie funktioniert – in der Praxis aber nie zu mir gepasst.
Heute zeige ich dir, wie ich meine Setups entwickle – vom ersten Gedanken bis zum ersten Echtgeld-Trade. Ganz ohne Programmierkenntnisse oder Datenbanken. Nur mit Chart, Kopf und System.
🧠 Schritt 1: Beobachten – nicht analysieren!
Klingt langweilig? Ist es. Aber es ist der wichtigste Schritt. Ich habe mir 2–3 Wochen lang einfach Charts angeschaut und gefragt:
- Wo entstehen auffällige Bewegungen?
- Was passiert vor dem Schub?
- Welche Muster wiederholen sich?
- In welchen Uhrzeiten ist Bewegung – und wann nicht?
📌 Tipp: Pick dir 1 Aktie (z. B. Nvidia) und schau dir nur die ersten 90 Minuten jedes Handelstags der letzten 10 Tage an. Du wirst Muster sehen.
✍️ Schritt 2: Muster definieren
Du hast z. B. festgestellt:
- Nvidia läuft in 7 von 10 Fällen zwischen 15:30 und 15:50 in eine kleine Seitwärtsphase
- Wenn dann ein Ausbruch mit Volumen kommt → beschleunigt der Kurs oft 1–2 %
Herzlichen Glückwunsch – du hast ein Basis-Muster gefunden. Jetzt wird’s konkret:
Setup-Idee: Nach 15 Minuten Seitwärtsphase in den ersten 30 Minuten → Entry bei Breakout + Volumen.
Wichtig: Halte das einfach. Max. 3 Bedingungen. Der Rest kommt später.
📑 Schritt 3: Setup schriftlich festhalten (Mini-Template)
Merkmal | Beschreibung |
---|---|
Name | Nvidia Opening-Breakout |
Uhrzeit | 15:30–16:00 Uhr |
Bedingungen | Range ≥ 10 Minuten, Volumen ↑ beim Ausbruch |
Entry | Buy-Stop über Hoch |
Stop-Loss | Unter Range |
Ziel | 1,5x Risiko / Tageshoch |
Klingt klein? Ist Gold wert. Später kannst du daraus ein professionelles Setup machen.
🔁 Schritt 4: Backtesten – aber manuell
Keine Tools, keine Software. Du öffnest TradingView, klickst die letzten 10–20 Handelstage durch und fragst:
- Kam das Muster wie beschrieben vor?
- Hat der Einstieg gepasst?
- Wie oft lief das Ziel? Wie oft der Stop?
- Wie fühlte es sich an? War’s logisch oder zufällig?
Du dokumentierst:
Tag | Setup vorhanden? | Entry? | Ergebnis | Kommentar |
---|---|---|---|---|
Mo | ✅ | Ja | TP | Glatter Breakout |
Di | ❌ | – | – | Kein Volumen |
Mi | ✅ | Ja | SL | Reingezogen, dann down |
… | … | … | … | … |
Ziel: Mind. 10 saubere Versuche mit >50 % Trefferquote und CRV >1,5 → dann ist das Setup validierbar.
🔒 Schritt 5: Regeln festzurren
Nach dem Testen kannst du feinjustieren:
- Entry nur bei Volumen größer als Vortagesdurchschnitt
- Kein Trade nach 16:15 Uhr
- Nur bei PreMarket-Volumen > 500 k
So entwickelst du dein Setup vom Gefühl zur Strategie. Und plötzlich ist da Struktur. Plan. Ruhe.
🧪 Schritt 6: Paper- oder Minikonto testen
Jetzt gehst du nicht gleich all-in, sondern testest das Setup auf:
- Paper-Konto (z. B. bei TradingView oder IBKR-Sim)
- oder mit Mikro-Positionsgröße (10–20 € Risiko max.)
Nach 20 Live-Durchläufen ziehst du Bilanz:
✅ Läuft → Hochskalieren
❌ Wackelt → Anpassen oder löschen
🧾 Fazit: Dein eigenes Setup = dein persönlicher Erfolgscode
Wenn du dein Setup selbst entdeckst, testest und schärfst, bekommst du etwas, was dir kein Kurs bieten kann: Vertrauen. Kontrolle. Flexibilität.
Ich handle heute 3 Setups – aber alle stammen aus genau diesem Prozess. Sie sind meine Setups, nicht die von „irgendwem im Internet“.
Wenn du willst, stelle ich dir im nächsten Artikel gern eine vollständige Setup-Vorlage zum Ausfüllen zur Verfügung – als PDF oder Google Sheet. Damit kannst du direkt loslegen.
Oder: Ich zeig dir mal mein erstes selbstgebautes Setup in aller Tiefe – inkl. allem, was schief lief, bevor es funktionierte 😅