Wenn ich heute mein Trading-Journal öffne, fühle ich mich manchmal wie ein Archäologe.
Ich blättere durch alte Trades, alte Gedanken – und sehe, wer ich als Trader einmal war.
Die Emotionen, die Euphorie, die Fehler. Alles steht da. Ungefiltert.
Und genau das ist der Punkt: Ein Trading-Journal ist keine Sammlung von Zahlen.
Es ist ein Spiegel. Und manchmal zeigt er Dinge, die man gar nicht sehen will.


1. Der Anfang: Warum ich damit anfing

Ich hab früher nie aufgeschrieben, was ich tat. Ich dachte, ich würde es mir schon merken.
Pustekuchen.
Nach einer Woche wusste ich nicht mehr, warum ich in einen Trade eingestiegen war.
Erst als ich meine Gedanken festhielt, merkte ich, wie oft ich aus Emotion statt aus Logik handelte.

Heute schreibe ich alles auf – selbst wenn ich mal gar nichts gehandelt habe. Denn auch das ist eine Entscheidung.


2. Was in meinem Journal steht

Ich halte es einfach, aber ehrlich.
Für jeden Trade:

  • Datum & Uhrzeit
  • Instrument & Richtung
  • Einstieg / Ausstieg / Stop / Ziel
  • Grund für den Einstieg
  • Gefühl beim Einstieg (1–10)
  • Kommentar nach dem Exit

Daneben notiere ich meine mentale Verfassung: müde, gestresst, euphorisch, ruhig.
Denn meine Erfahrung: Die Stimmung hat mehr Einfluss auf das Ergebnis als jeder Indikator.


3. Die schmerzhaften Einträge

Ich erinnere mich an einen Eintrag:

„DAX Long ohne Plan, weil alle auf Twitter bullish waren.“
Er endete mit einem Verlust von 4 %.

Aber darunter schrieb ich:

„Nicht der Markt war schuld. Ich war’s.“

Das war der Moment, in dem mein Journal anfing, mich besser zu machen.


4. Der Blick zurück

Einmal im Monat lese ich meine letzten 20 Trades durch.
Ich markiere Fehler, aber auch Dinge, die gut liefen.
So erkenne ich Muster.
Ich sehe, wann ich zu früh, zu spät, zu groß oder zu ängstlich war.

Diese Rückschau ist brutal ehrlich – aber sie macht mich besser als jedes Tradingbuch.


5. Warum das Journal mein bester Lehrer wurde

Das Journal verurteilt nicht. Es erinnert.
Es zwingt mich, Verantwortung zu übernehmen – und das ist das Fundament für Wachstum.

Wenn ich heute einen Verlust habe, denke ich nicht mehr: Warum ich?
Sondern: Was sagt mein Journal dazu?

Und meistens hat es die Antwort schon längst parat.


Ein Trading-Journal ist kein Pflichtprogramm.
Es ist eine Art Tagebuch über deinen Weg – mit allen Höhen und Tiefen.
Und je ehrlicher du schreibst, desto größer wird dein Fortschritt.
Denn Märkte verändern sich ständig.
Aber der, der sie handeln will, sollte sich selbst noch besser kennen.


💬 Führst du ein Trading-Journal – und wenn ja, schreibst du nur Zahlen oder auch Gedanken und Emotionen dazu?


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