Ich erinnere mich noch genau: Mein erster richtig guter Monat. +730 € Gewinn. Ich war stolz wie Oskar. Und dann kam die Realität. Brokergebühren, Kursdifferenzen, ein dummer Overconfidence-Trade, der mir fast alles wieder weggenommen hätte – und dann auch noch das Thema Steuern.
Am Ende blieben… na ja, sagen wir’s so: Ein Drittel davon. Vielleicht.
Ich bin Alex. Und ich zeige dir heute knallhart, was nach einem Trading-Gewinn wirklich übrig bleibt – mit echten Zahlen, echten Fehlern und klarer Ansage.
Die Illusion vom “Bruttogewinn”
Viele posten ihre Gewinne. „+124 € in 10 Minuten!“ – ja, sieht geil aus. Aber ist das netto? Brutto? Vor oder nach Gebühren? Vor allem: nach welchem Trade des Tages?
Ich hab gelernt: Der Bruttogewinn sagt gar nix aus, wenn du nicht auch die Verluste, Gebühren und die Steuerlast auf dem Schirm hast.
Mein Beispiel: Ein realer Monat mit 723,60 € Gewinn
Hier mal mein reales Monatsprotokoll (leicht gerundet):
- Gewinn durch geschlossene Trades: +723,60 €
- Verlusttrades im selben Monat: -312,40 €
- Gebühren (Scalable Broker): -23,40 €
- Netto-Gewinn vor Steuern: 387,80 €
Sieht schon nicht mehr ganz so sexy aus, oder?
Aber es kommt noch was:
Die Steuern – der unsichtbare Mitspieler
In Deutschland gibt’s keine „Absetzerei“ beim Traden. Kein Freibetrag, kein Herumrechnen. Sondern:
- Kapitalertragsteuer: 25 %
- Solidaritätszuschlag: 5,5 % auf die Steuer
- ggf. Kirchensteuer
Unterm Strich ziehst du ungefähr 27–28 % vom Gewinn ab – sofern du deinen Sparerpauschbetrag (1.000 € pro Jahr) schon verbraucht hast.
In meinem Beispiel:
- 387,80 € × 0,275 ≈ 106,60 € Steuern
- Übrig bleiben: ca. 281 € netto
Das sind nicht mal 40 % vom ursprünglichen Bruttogewinn.
Was viele Trader (am Anfang) vergessen
- Gebühren summieren sich schnell – gerade bei kleinen Positionen mit vielen Trades
- Verlusttrades zählen genau so – auch wenn du sie gerne ignorierst
- Steuern fallen auch bei kleinen Gewinnen an – selbst 20 € können zu 5 € Abzug führen
- Emotionale Fehler kosten Geld, das in keinem Brokerauszug auftaucht
Was ich daraus gelernt hab
- Ich achte mehr auf das Chance-Risiko-Verhältnis, als auf „schnelle Gewinne“
- Ich mache weniger Trades, aber mit höherer Trefferquote
- Ich berechne vor jedem Trade den „Was bleibt übrig“-Wert
- Ich hab mir ein separates Sheet gebaut: Brutto vs. Netto
Beispiel:
Trade-Gewinn | Gebühren | Steuern | Netto-Gewinn |
---|---|---|---|
120,00 € | 1,00 € | 32,70 € | 86,30 € |
Das macht den Kopf klar. Und hilft, realistisch zu bleiben.
Mein Fazit: Wer nur auf Bruttogewinne schaut, wird enttäuscht
Ich sag’s dir ehrlich: Seit ich auf Netto rechne, ist mein Ego zwar kleiner – aber mein Trading deutlich stabiler. Ich geh nicht mehr jedem Trade hinterher, nur weil „+100 € in 10 Minuten“ drin sein könnten.
Ich frage mich:
Was bleibt nach Gebühren, Steuer und Stress noch übrig?
Und wenn’s dann immer noch sinnvoll aussieht → Let’s go.
Wenn du willst, zeig ich dir im nächsten Artikel mal mein vollständiges Monats-Reporting – mit jedem Trade, CRV, Erfolgsquote, Netto-Gewinn. Total ehrlich, mit Screenshots.